Besondere Versorgung: Gesundheitskiosk ist ohne Partner im Sozialraum undenkbar
Seit September 2017 ist der Gesundheitskiosk für rund 100 soziale Einrichtungen die Schnittstelle zwischen medizinischer und sozialräumlicher Versorgung in Billstedt und Horn. Ein bundesweit bisher einmaliges Konzept einer integrierten Versorgung. „Das Netzwerk ist unverzichtbar.“
Andrea Husmann, Leiterin des Gesundheitskiosks, weiß, wovon sie spricht.
Rund 12.000 Beratungsgespräche, mehr als 4000 Patient:innen sind im Gesundheitskiosk eingeschrieben.
„Viele unserer Netzwerkpartner sind auf bestimmte Krankheiten oder soziale Fragestellungen spezialisiert.
Wenn wir feststellen, dass durch diese Partner der Beratungsprozess vollkommen werden kann, leiten wir unsere Patienten weiter.“ Es gibt aber auch den Weg für Patient:innen aus dem Sozialraum in den Gesundheitskiosk hinein, zum Beispiel aus der Elternschule Billstedt. „Wir stoßen oft auf Fragestellungen, die wir nicht beantworten können, zum Beispiel bei Adipositas, Diabetes oder Herz-Kreislauf Erkrankungen“, sagt Birgit Schumann, Leiterin der Elternschule.
Diese Menschen vermitteln wir in den Gesundheitskiosk weiter, wo entsprechend geschultes Personal arbeitet.“ Noch vor drei Jahren gab es chronische medizinische Unterversorgung, wenig bis gar kein Kontakt zwischen Einrichtungen im Sozialraum und Ärzten. Menschen, die nicht wussten, an wen sie sich mit ihren Fragen wenden können.
Auf diesem Hintergrund war die Einrichtung des Gesundheitskiosks ein „Glücksfall, der für Billstedt und Horn eine positive Entwicklung und Bereicherung hervorgerufen hat“, sagt Bettina Rosenbusch, seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführerin des Billenetzes, dem Netzwerk der sozialen Einrichtungen in Billstedt und Horn.
Dies schlägt sich in der konkreten Zusammenarbeit zwischen Gesundheitskiosk und Einrichtungen im Sozialraum nieder, wie die Beispiele der Elternschule Billstedt und von ABeSa, einer Einrichtung
der ambulanten Sozialpsychiatrie, zeigen.
Mit dem Familienteam ist die kommunale Elternschule multifunktional aufgestellt, die Mitarbeiter:innen kümmern sich um Fragen der Frühförderung, Unterstützung von geflüchteten Familien oder von Müttern, die sich einsam fühlen. „Mit diesen Fragestellungen werden Patient:innen aus dem Gesundheitskiosk zu uns vermittelt“, sagt Birgit Schumann, soziale Fragestellungen, die die Gesundheitsberatung des Gesundheitskiosk ergänzen.
Mareike Rehagen, Leiterin der ABeSa Billstedt, verweist Patient:innen in den Gesundheitskiosk, wenn sie zum Beispiel mit unverständlichen Arztbriefen zu ABeSa kommen. „Denn wir können die nicht übersetzen.“ Sie überweist aber ebenso, wenn es um Ernährung, Herzsport oder Rauchentwöhnung geht.
Für Andrea Husmann eine Win-Win-Situation. Patient:innen mit einer psychiatrischen Diagnose würden an ABeSa überwiesen, „dort übernehmen dann Psychiater, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter den therapeutischen Beratungsprozess.“
Wenn sie von heute aus zurückblicke, dann sehe sie, dass gemeinsam mehr erreicht könne, so Billenetz-Geschäftsführerin Bettina Rosenbusch.
In der Politik, in den Behörden, im Bezirksamt und anderen Institutionen sei das Thema Gesundheit dadurch stark in den Fokus gerückt. „Das ist eine grundlegende Veränderung gegenüber früher“, insofern sei Billstedt ohne den Gesundheitskiosk nicht mehr denkbar.