Arzneimittelkonsile: Medikamente für Senioren nach FORTA-Systematik

An sieben der neun Arzneimittelkonsile nach der FORTA-Systematik (= Fit fOR The Aged)1,2 hat Internist Dr. André Ansell inzwischen teilgenommen. Sein Fazit: „Insgesamt eine gut strukturierte CME-Fortbildung mit wissenschaftlich fundierten, pharmaunabhängigen Empfehlungen für die Praxis. Als Netzärzte werden wir zudem für unseren Zeitaufwand honoriert – besser kann es nicht sein“.

Die Fortbildungen mit Prof. Wehling sind mit durchschnittlich 13 Teilnehmern gut besucht, 37 Kollegen waren mindestens einmal dabei. Nächster Termin zum Thema COPD ist der 13. September.

Medikamentenpläne hinterfragen

Für den erfahrenen Internisten vom VivaQ Mümmelmannsberg bietet das Konsil vor allem fachliche Absicherung, aber auch neue Impulse, die Medikation von Patienten anzupassen. „Viele ältere und multimorbide Patienten lassen ihre Verordnungen nicht regelmäßig kontrollieren, weit verbreitet sind beispielsweise Protonenpumpeninhibitoren als Dauermedikation“, so Ansell.

Viele Bluthochdruckpatienten seien mit ACE-Hemmern besser und wirtschaftlicher versorgt als mit handelsüblichen Angiotensin-II-Antagonisten. Und zur Schlaganfallprophylaxe empfehle Wehling NOAK-Medikamente wie Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban anstelle von Marcumar.

Nachschlagwerk und App für den Praxisalltag

Die FORTA-Systematik benennt in einer Positiv-Negativ-Liste nicht nur ungeeignete sondern auch nachweislich nützliche Medikamente für Ältere Menschen. In der Bewertung sind Medikamente nach Wirkung, Nebenwirkungen und Wirtschaftlichkeit priorisiert. Das Nachschlagwerk gibt jungen und erfahrenen Ärzten Sicherheit und ist einfach zu handhaben. Die Liste steht inzwischen auch als kostenlose Android-App zur Verfügung.

Unspezifischen Rückenschmerz behandeln

Für die meisten Rückenschmerzen gibt es keinen spezifischen Grund (ICD M54.8 und M54.9). „Wir wollen den Betroffenen helfen, sich nicht in einer Odyssee aus unnötigen bildgebenden Untersuchungen oder Schmerzmittelverordnungen zu verlieren“, berichtet Dr. Markus Ertl, Orthopäde in Mümmelmannsberg.

„Oft reichen schon kleine Veränderungen im Bewegungsverhalten oder eine Gewichtsreduktion aus, die Schmerzen zu verringern.“ Für den Transfer in den Alltag setzt der Orthopäde auf die engmaschige Begleitung im Gesundheitskiosk.

Fallbeispiel aus dem Gesundheitskiosk

Anfang des Jahres kommt Kerstin S. (Name geändert) auf Überweisung ihres Orthopäden in den Gesundheitskiosk. Die 42-Jährige leidet unter chronischen Rückenschmerzen und ist adipös (BMI 37).

Nach Analyse ihrer Lebenssituation plant sie gemeinsam mit Beraterin Jennifer Lazidis, wie sie ihre Lebensgewohnheiten ändern kann: „Kerstin S. ist sehr motiviert: Sie achtet beispielsweise darauf, abends weniger zu essen, trinkt über den Tag verteilt mehr Wasser und nutzt kostenlos die „Kaia-App“ mit täglichen Rückenübungen.“ Außerdem verwendet Kerstin S. einen Schrittzähler für ihr Tagesziel von 12.000 Schritten und möchte langfristig in einer Sportgruppe mitmachen. Ihre Familie ist involviert und unterstützt sie. Im Moment kommt sie regelmäßig zum Wiegen. „Das sind immer kleine Motivationsspritzen, die ihr helfen, am Ball zu bleiben.“

Eine der Rückmeldungen an den Arzt: Die Schmerzen sind weniger geworden und bis heute hat die Patientin bereits über 7 Kilo (BMI 35) abgenommen. 20 weitere sollen folgen.

Rehasport unbegrenzt verordnen

Manche Praxisinhaber fürchten, mit der Verschreibung von Rehasport ihre Heilmittelrichtgröße zu überschreiten. Diese Angst ist unbegründet, denn das Recht auf Rehabilitationssport ist eine ergänzende Leistung zur medizinischen Rehabilitation (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 und 4 SGB IX).

Im Gesundheitskiosk gibt es für Patienten mit Diabetes oder Herzerkrankungen inzwischen zwei Rehasportgruppen, die von den Kardiologen Dr. Jens Stadtmüller und zwei externen Kollegen ärztlich betreut werden. Patienten mit Reha-Verordnung bei Rückenschmerzen vermitteln die Berater an die Anbieter im Stadtteil weiter.

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