Modernes Wundmanagement: Fachgerechte Behandlung schützt vor Regress

Veröffentlicht am 17.06.2022

Rund 2500 verschiedene Wundauflagen-Produkte sind in Deutschland auf dem Markt. Die Kosten von vielen wirkungsgleichen Wundauflagen variieren zum Teil erheblich. Im Dschungel der verschiedenen Präparate ist es schwierig, die jeweils passenden zu finden. „Kaum ein Arzt weiß um die Kosten von Wundauflagen“, sagt Alexander Krebs, Oberarzt in der Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Asklepios Klinik in Hamburg Altona.

„Dabei ließe sich in den Praxen trotz teurer Wundauflagen sehr viel Geld sparen, wenn man diese richtig einsetzt.“ Alexander Krebs muss es wissen. Er ist Experte für modernes Wundmanagement, seine Vorträge für die GfBH UG vor Ärzten und Pflegekräften sind in der Regel sehr gut besucht.

Der Allgemeinchirurg beobachtet den Markt seit vielen Jahren, kennt sich sowohl in der konkreten Wundbehandlung als auch in den Strukturen des Marktes aus. Das Grundproblem sei eine große Intransparenz des Marktes sowie eine weit verbreitete Angst vor Kostenexplosionen durch moderne Wundauflagen, sagt Krebs.

Dies sei aber nur dann eine Gefahr, wenn die Auflagen nicht fachgerecht eingesetzt und Wundursachen nicht erkannt und behandelt würden. „Moderne Wundaufbehandlung bedeutet eben nicht: Plaster rauf und dann heilt es schon.“ Es sind gerade die chronischen Wunden, die Ärzte und die medizinischen Fachangestellten vor große Herausforderungen stellen.

Wundpatienten kommen immer wieder zum Arzt, weil eine adäquate Versorgung noch zu selten ist. Von chronischen Wunden ist die Rede, wenn sie länger als acht Wochen bestehen. Sie entstehen in der Regel durch drei Ursachen: Wundliegen, Durchblutungsstörungen in den Füßen oder durch Diabetes.

Vorsicht vor Regress Krebs: „Ziel muss sein, dass sich Ärzte und alle anderen Beteiligten gemeinsam Gedanken über die Bekämpfung der Ursachen machen und interdisziplinär handeln.“ Nur so bestehe eine Chance, chronische Wunden nachhaltig zu heilen und der Gefahr eines Regresses zu begegnen.

Denn die Preise sind im Gegensatz zu Arzneimitteln nicht transparent, es gibt keine Preislisten. Ärzte müssten sich auf Empfehlungen von Wundberatern verlassen, die oft industrienah agierten und deren Empfehlungen daher teilweise überdimensioniert seien.

„Außerdem sind Wundmanager, Wundberater oder Wundtherapeut keine geschützten Begriffe und somit die Ausbildung auch nicht standardisiert oder zur Produktneutralität verpflichtet.“

Rund 540 Millionen Euro werden nach Schätzungen von Experten jährlich in Deutschland allein für moderne Verbandsmittel ausgegeben. Würde es in diesem Bereich mehr Transparenz geben, könnten die Kosten auch dadurch erheblich gesenkt werden. „Da ist eindeutig die Politik gefordert, entsprechende Regelungen auf den Weg zu bringen. Ich glaube aber daran, dass sich da bald etwas tut.“

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